Pick, pick, pick! Eine Weihnachtsgeschichte 1. Teil
Eigentlich sollte ich jetzt schlafen, aber ich muss dir unbedingt vom Stadtmann erzählen.
Aber der Reihe nach.
Ich bin Elsa-Katherina die Dritte und bin mit meinem Bruder Melf, der Ich-weiß-nicht-wievielte und meiner kleinen Schwester Levine, ich glaube – pick, pick,… - die Erste, oder so.
Wo war ich?
Ach ja, wir drei sind halbe Hühner; halt! Melf ist natürlich ein halber Hahn. Ja, ja da gackert jetzt der ganze Hühnerstall. Ja toll. Aber wie soll ich es sonst erklären?
Für Küken sind wir schon viel zu groß.
Und ausgewachsene Hühner sind wir noch lange nicht. Wie auch immer, wir sind irgendwo dazwischen. Wäre jetzt Mai oder Juni dann wäre das auch ganz normal.
Aber wir haben Dezember und in acht Tagen ist Weihnachten. Keine gute Zeit für so spärlich gefiederte wie wir drei.
Dabei hatten wir noch Glück.
Sieben Geschwister sind wegen der Kälte schon erfroren.
Bei uns leben auch zwei Zivis und eine Praktikantin, die uns Futter geben und manchmal lassen sie uns auch in ihren Stall, weil es da wärmer ist, als in unserem.
So, und vor einer Woche, war plötzlich dieser Stadtmann da.
Es machte die Runde, dass er aus einer fernen Großstadt sei und Iris die Ente sagte, er war schon häufiger hier.
Die alten Hühner erzählten von der Stadt, dass man dort kaum noch ein Korn findet, so blitzblank aufgeräumt sei es. Und Erde zum Auseinander-Scharen gebe es auch kaum.
Als dieser Stadtmann hier angekommen war, gingen die beiden Zivis in die Ferien oder so, nur noch die eine Praktikantin scheuchte uns mal rein, mal raus und gab uns erst am Nachmittag das Futter, diese Schlafmütze.
Seit ein paar Tagen kommt morgens in der Früh der Stadtmann, wobei er vielmehr wie ein Landmann wirkt.
Ein Landmann von der Stadt.
Ein Landstadtmann vielleicht.
Oder Stadtlandmann?
Heute Mittag, wir hatten gerade praktischen Unterricht,
es schneite und ein starker Wind blies über den Hof. Unsere Schulaufgabe war: Schutz vor dem eisigen Wind suchen!
Eine echte Prüfung, denn unsere Mutter hatte in den vergangenen Tagen nur dieses Thema durchgenommen, uns alle Möglichkeiten gezeigt und erklärt, wie wir den Wind austricksen können.
Uns die Bedeutsamkeit der Aufgabe klar zu machen, war bei unserem dünnen Winterkleid und dem tobenden Schneesturm sehr leicht. Gemeinsam fanden wir sehr schnell hinter einem Mauervorsprung vor einer alten Holztür eine Nische, die sich im Windschatten befand. Dicht nebeneinander gedrängt, reichte der Platz gerade für uns vier. Die Mama war, glaube ich, sehr stolz, sagte aber nichts. Sie wollte sehen, wie wir mit diesem Wetter ohne Vorgaben fertig werden. Also harrten wir dort aus.
Plötzlich kam der Stadtmann um die Hausecke. Ein kurzer Schreck jagte durch uns durch. Dennoch, oder deshalb, blieben wir hocken, wie wir da hockten. Er sprach in seiner unverständlichen Sprache, scheinbar auf uns ein. Fuchtelte mit den Armen. Ging in die Hocke, klopfte mit seinen Händen auf seine Oberschenkel. Tat so, als hätte er etwas in seiner Hand. Ich fand er sah nett aus. Und Melf hüpfte vor und sagte, „Mama der will mit uns spielen“. Ohne viel rum Gegacker antwortete sie: „Auf deinen Platz! Wir sind noch nicht fertig! Noch lange nicht.“ Irgendwie tat mir der Landmann leid, er schaute ratlos und traurig aus. Natürlich kam dann die neugierige Ente Iris mit ihrem dicken Mann.
Ich weiß, so soll ich eigentlich nicht über andere reden, aber der Enterich ist wirklich sehr dick und schubst uns immer beiseite, wenn es ums Essen geht. Die Enten watschelten dem Mann aus der Stadt nach.
Zum zweiten Teil